Autismus bei Mädchen: Warum Diagnosen oft später erfolgen und sich dies ändern lässt!
Autismus wird heute häufiger erkannt, auch bei Mädchen und Frauen. Eine Langzeitstudie von Harrop und Team (2024) zeigt, dass zwischen 2000 und 2021 immer mehr Mädchen eine Diagnose erhalten haben. Trotzdem liegen sie noch deutlich hinter den Jungen: Viele Mädchen bekommen ihre Diagnose erst im Schulalter oder im Laufe der Pubertät.
Im Folgenden erfahren Sie, warum das so ist, welche Folgen die Verzögerung haben kann und was Eltern, Lehrkräfte sowie Fachkräfte tun können, um Mädchen früher zu unterstützen.
Mädchen erhalten die Autismus-Diagnose häufig später
Die Daten der Studie von Harrop und Kolleg:innen verdeutlichen, dass Mädchen mit Autismus ihre Diagnose im Durchschnitt später erhalten als Jungen. Während Jungen häufig bereits im Vorschulalter erkannt werden, erhalten Mädchen ihre Diagnose oft erst im Schulalter oder sogar erst im Laufe der Pubertät. Besonders bei Mädchen ab 13 Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Diagnoseraten zu beobachten.
Diese Verzögerung entsteht unter anderem dadurch, dass Mädchen mit Autismus ihre Schwierigkeiten in sozialen Situationen häufig besser überspielen können. Dieses Verhalten wird oft als „soziales Maskieren“ bezeichnet und erschwert die rechtzeitige Erkennung ihrer individuellen Bedürfnisse.
Warum Mädchen oft übersehen werden
Ein Grund, weshalb Mädchen häufig spät diagnostiziert werden, liegt in der unterschiedlichen Ausprägung autistischer Merkmale. Die Diagnoseinstrumente und -kriterien wurden historisch betrachtet überwiegend auf Basis von Jungen entwickelt. Klassische Autismus-Anzeichen, wie wiederholte Verhaltensweisen oder intensive Interessen, sind bei Mädchen oft subtiler oder weniger auffällig ausgeprägt.
Zusätzlich passen sich viele Mädchen sozial stärker an und imitieren soziale Verhaltensweisen ihrer Altersgruppe, wodurch ihre Schwierigkeiten zunächst nicht auffallen. Sie wirken auf den ersten Blick weniger auffällig und erfüllen deshalb oft nicht sofort die etablierten Kriterien, die für eine Autismus-Diagnose entscheidend sind.
Welche Folgen hat eine verspätete Diagnose?
Eine spätere Diagnose bedeutet für Mädchen häufig Jahre der Unsicherheit und fehlender passender Unterstützung. Häufig führen Fehldiagnosen oder unerkannte Bedürfnisse zu emotionalen Belastungen, Stress und psychischen Erkrankungen. Frühzeitige und gezielte Unterstützung ist jedoch entscheidend für eine positive Entwicklung, für das soziale Wohlbefinden und die psychische Gesundheit.
Ohne adäquate Unterstützung ist die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl der betroffenen Mädchen beeinträchtigt. Umso wichtiger ist es, dass Eltern, Lehrkräfte und Fachkräfte sensibler auf mögliche Hinweise achten und gezielt handeln.
Handlungsempfehlungen für Eltern, Lehrkräfte und Fachkräfte
- Die Forschungsergebnisse zeigen klar: Es ist entscheidend, Autismus bei Mädchen früher und genauer zu erkennen. Lehrkräfte, Fachkräfte und Eltern können hierzu wesentlich beitragen, indem sie ihre Beobachtung gezielt anpassen:
- Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Merkmale: Achten Sie bewusst auf weniger offensichtliche Anzeichen wie sozial angepasstes Verhalten oder stille Rückzüge in sozialen Situationen.
- Gezielte Beobachtung: Mädchen können Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen oft gut kompensieren. Daher ist eine besonders sensible Beobachtung notwendig, um maskierte Entwicklungsbereiche zu erkennen.
- Fortbildung und Austausch: Fachkräfte profitieren von regelmäßigen Weiterbildungen zu geschlechtsspezifischen Erscheinungsformen von Autismus, um ihre Kompetenz in der Diagnostik und Unterstützung zu erhöhen.
Frühzeitige Unterstützung verbessert Lebensqualität
Je früher eine Autismus-Diagnose gestellt und die entsprechende Unterstützung angeboten wird, desto besser können Mädchen mit Autismus ihre Stärken entfalten und Herausforderungen bewältigen. Eine zeitnahe und korrekte Diagnose bedeutet mehr Verständnis, Akzeptanz und geeignete Fördermöglichkeiten und trägt maßgeblich zur positiven Entwicklung der betroffenen Mädchen bei.
Fazit: Gemeinsam Autismus bei Mädchen früher erkennen und gezielt unterstützen
Die steigende Zahl diagnostizierter Mädchen mit Autismus ist ein wichtiger Schritt zu mehr Anerkennung und Verständnis ihrer Bedürfnisse. Dennoch besteht weiterhin Nachholbedarf bei der rechtzeitigen Diagnostik. Indem wir uns gezielt weiterbilden, aufmerksam beobachten und unsere diagnostischen Instrumente sensibler einsetzen, schaffen wir bessere Bedingungen für Mädchen und Frauen im Autismus-Spektrum.
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