Was ist Stimming bei Autismus: Kleine Bewegungen mit großer Wirkung
Ein Kind wippt, schnipst mit den Fingern, summt, dreht einen Stift oder streicht immer wieder über eine Stoffkante. Von außen wirkt das manchmal „unnötig“. Für viele autistische Menschen hat es aber eine Funktion. Stimming steht für selbststimulierendes Verhalten und kann helfen, das innere Chaos zu sortieren: zu viele Reize runterregeln oder zu wenig Reize auffüllen.
Wichtig ist der Perspektivwechsel: Das ist nicht automatisch ein Symptom, das weg muss. Oft ist es ein Versuch, im Gleichgewicht zu bleiben.
Stimming und Freude: Wenn Selbststimulation auch Glück ausdrückt
Ein Punkt geht in vielen Erklärungen unter: Stimming passiert nicht nur bei Stress. Es kann auch Freude ausdrücken. Konzentration. Aufregung vor etwas Schönem. Wer das einmal gesehen hat, erkennt den Unterschied. Das schnelle Händeflattern, wenn etwas klappt. Das leise Summen beim Bauen eines Lego-Modells. Das rhythmische Wippen beim Hören eines Lieblingssongs. Das sind nicht „Störungen“, das sind Signale.
Stimming im Alltag begleiten: Warum unterdrücken Druck macht
In Schule und Alltag wird Stimming häufig gebremst, weil es auffällt. Manche Erwachsene meinen es gut und sagen: „Hör auf damit, sonst gucken die Leute.“ Blöd nur: Wenn man das Ventil zudreht, steigt der Druck. Das kann am Ende eher zu Überlastung führen, nicht zu „besserem Verhalten“.
Stimming sind wiederholte Bewegungen, Laute oder Sinneshandlungen. Alle Menschen machen so etwas, bei Autist:innen ist es oft sichtbarer. Das Sichtbare ist nicht das Problem, das Problem ist meist der Grund dahinter: Reizüberflutung, Anspannung, Unsicherheit.
Umgang mit Stimming: Praktische Ideen für Schule und Zuhause
1. Beobachten statt reflexhaft stoppen. Wenn Stimming plötzlich stärker wird, lohnt sich der Blick auf die Umgebung. War es lauter als sonst. Gab es Zeitdruck. Ist die Situation unklar.
2. Sichere Varianten erlauben. Ein Fidget in der Tasche, ein Knetball, ein glatter Stein, ein Platz am Rand, an dem man kurz wippen darf, ohne dass es kommentiert wird. Das wirkt banal, ist aber oft der Unterschied zwischen „ich schaffe das“ und „ich muss hier raus“.
3. Grenzen klar benennen, ohne Drama. Wenn etwas gefährlich wird, etwa Selbstverletzung, dann braucht es Schutz und Alternativen. Das ist ein anderer Fall als harmloses Wippen oder Summen.
Stimming ist nicht das Problem. Manchmal ist es der Grund, warum jemand überhaupt durch den Tag kommt. Und manchmal ist es einfach ein kleines Stück Glück in Bewegung.
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Quellen
Autismus Nordbaden-Pfalz: Leben mit Autismus – Erziehung
Neurodinge: Stimming
Autismus Therapie & Schulbegleitung: Was ist Stimming?


