Unterrichtseinheit Autismus und andere Entwicklungsstörungen

In einer Schulklasse, in der auch Kinder oder Jugendliche mit Autismus unterrichtet werden, sollten im Sinne einer guten Kooperation aller am Erziehungs- und Bildungsprozess Beteiligten, natürlich auch die Mitschüler/innen mit einbezogen werden.

„Der tickt ja nicht richtig“

Schule und Unterricht ist immer auch ein intensiver Austausch im sozialen Miteinander, der nicht nur Schüler:innen mit Autismus vor Herausforderungen stellt, sondern auch alle anderen Schüler:innen. Zu lernen, mit sozialen Anforderungen und Herausforderungen umzugehen gehört zum schulischen Alltag, so wie rechnen, schreiben und lesen.
Schüler:innen mit Autismus zeigen hier in der Bewältigung sozialer Anforderungen häufig ihre größten Schwierigkeiten. Nicht selten reagieren sie darauf mit sehr individuellen und für die anderen Schüler:innen oft nicht nachvollziehbaren Verhaltensweisen und Reaktionen. Auch besondere Interessen und Neigungen bezogen auf schulische Inhalte und auf Freizeitgestaltung sind oft nicht kompatibel mit dem „Mainstream“ der Klasse. Das führt oft zu Spannungen untereinander und kann zu unüberwindbaren Konflikten führen, wenn die Klassengemeinschaft keinen Raum und keine Zeit findet, sich mit den Problemen auseinandersetzen zu können.

„eigene Bedürfnisse kommunizieren - Autismus verstehen – Nähe und Distanz gestalten“

Der Umgang mit Unterschiedlichkeit und das Akzeptieren von Diversität in der Gruppe setzt das „Verstehen“ eigener und fremder Bedürfnisse voraus. Hierzu gehört ein Verständnis für die Besonderheiten der Mitschüler:innen mit Autismus. Aber das ist nicht ausreichend. Häufig wird in der pädagogischen Arbeit mit Schulklassen zu diesem Thema ein deutlicher Schwerpunkt auf die Vermittlung von Besonderheiten der Schüler:innen mit Autismus gelegt, aber was ist mit den anderen individuellen Besonderheiten in der Klassengemeinschaft?
Die Mitschüler:innen müssen die Besonderheiten der Schüler:innen mit Autismus nicht gut finden, aber sie sollen lernen, für sich Möglichkeiten des individuellen und zufriedenstellenden Umgangs damit zu finden und dies auf eine Art und Weise, die keine Ausgrenzung zulässt.
JuCare bietet hierzu eine Unterrichtseinheit „Inklusion“ mit dem Schwerpunkt „Autismus“ und/oder „ADHS“ an. Die Klasse wird über Besonderheiten und Verhaltensweisen im Störungsbild aufgeklärt, aber vor allem wird auch der gruppendynamische Prozess angesprochen und begleitet, in dem sich die Klasse individuell befindet.
Es ist dabei enorm wichtig, Mitschüler/innen in ihren Bedürfnissen, Fragestellungen und Erwartungen ernst zu nehmen und nicht nur Anpassungsleistungen an das Störungsbild des Schülers/der Schülerin mit individuellem Bedarf einzufordern.
Einerseits steht die Fragestellung im Fokus, wie der Klasse vermittelt werden kann, wie sie mit dem subjektiv empfundenen „merkwürdigen Verhalten“ des Schülers/der Schülerin umgehen kann und wie man das Störungsbild besser verstehen kann – andererseits geht es natürlich auch um die Frage, wie dem autistischen Schüler die fehlende Passung seines Verhaltens an den sozialen Kontext erläutert werden kann.

Felix ist schon besonders, aber ich komme ganz gut mit ihm klar!

Eine gute soziale Einbindung in die Klasse – und damit die soziale Teilhabe des Schülers/der Schülerin mit individuellem Bedarf – kann nur funktionieren, wenn die Klassengemeinschaft die Sicherheit spürt, diese Gemeinsamkeit leben und gestalten zu können.